Gemäss der neusten Publikation des Centers for Security Studies (CSS) der ETH Zürich (Kompetenzzentrum für schweizerische und
internationale Sicherheitspolitik) fühlt sich die Schweizer Bevölkerung stärker bedroht als noch vor 10 Jahren und sucht verständlicherweise vermehrt nach Informationen über die entsprechenden Gefahren resp. über das richtige Verhalten im Ereignisfall. Die nachstehenden Grafiken aus der erwähnten Studie (vgl. Download) illustrieren die Bedürfnisse der Bevölkerung.
Offenbar gibt es noch einigen Handlungsbedarf von Seiten der Behörden, um die Bedürfnisse der Bevölkerung im Bereich individuelle Katastrophenvorsorge abzudecken.
Die veränderte Informations- und Medienlandschaft bietet den Behörden neue Möglichkeiten, stellt sie aber gleichzeitig vor Herausforderungen. Diese betreffen nebst der Bereitstellung von
relevanten Informationen vor allem deren Vermittlung sowohl im Alltag als auch im Katastrophenfall.
• Wie stellt man sicher, dass die Menschen die gesuchten Informationen zu Gefahren und Verhaltensempfehlungen in Vorbereitung und während eines Ereignisfalls finden und vor allem auch
verstehen?
• Soll man bei der Wahl von Kommunikationsstrategien in die Breite gehen oder sich auf einzelne, besonders verwundbare Gruppen konzentrieren?
• Mit welchen Mitteln muss die Kommunikationsstrategie gestaltet werden, um sicherzustellen, dass die Bevölkerung ausreichend informiert aber nicht unnötig verunsichert ist?
• Wie interaktiv gestaltet man die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung in der Risikokommunikation?
Obwohl die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung über einen Internetzugang verfügt, sind die von den Behörden angebotenen Interaktionsmechanismen im internationalen Vergleich überschaubar. Die Schweiz findet sich im internationalen E-Government-Ranking auf Platz 28, während Grossbritannien die Liste anführt, unter anderem gefolgt von Frankreich auf Platz 10, Deutschland auf Platz 15 und Italien auf Platz 22.39 Für die öffentliche Kommunikation der Bevölkerungsschutzbehörden kommt daher dem Ausbau der Online-Kommunikation eine zentrale Rolle zu. (Bemerkung Ch. Randegger: vgl. www.alertswiss.ch)
Im Vergleich mit den meisten betrachteten natürlichen Gefahren und der Pandemie (vgl. untenstehende Grafik), besteht bei technischen und teils bei gesellschaftlichen Gefahren eine Wissenslücke, die von Behördenseite eine Antwort erfordert.
Bei Cyber-Angriffen und Terroranschlägen sowie einer Reihe von technischen Gefährdungen, wie z.B. Atomkraftwerkunfällen oder Stromausfällen, handelt es sich um die Gefährdungen, durch die sich die Menschen persönlich besonders stark gefährdet und sich gleichzeitig schlecht informiert fühlen. Trotz steigender und/oder hoher Suchaktivität ist das Informationsbedürfnis bezüglich dieser Gefährdungen insbesondere für Massnahmen für den Ereignisfall sehr ausgeprägt.
Obwohl sich das Online-Informationsangebot durch Behörden und Gefahrenspezialisten positiv entwickelt hat und entsprechend rege genutzt wird, gibt es weiterhin Handlungsbedarf in unterschiedlichen Bereichen. Die gesteigerte Gefährdungswahrnehmung, das erhöhte Informationsbedürfnis und das aktivere Suchverhalten kann nicht zuletzt auf die Möglichkeiten zurückgeführt werden, welche das Internet bietet.
Diese Möglichkeiten aktiv mitzugestalten, erfordert fortwährenden Einsatz auf Seiten der Behörden. Gerade bei den interaktiven internetbasierten Instrumenten wird das vorhandene
Potential bislang noch nicht vollständig ausgeschöpft. Möglichkeiten sollten hier nicht verpasst werden, nicht zuletzt da die Etablierung von neuen Informations- und Kommunikationskanälen seine
Zeit braucht.
Trotz der zunehmenden Bedeutung des Internets gilt aber auch zu beachten, dass ein Teil der Bevölkerung online nicht erreichbar ist und traditionelle Informationswege immer noch stark erwünscht
und nachgefragt sind. Diese gilt es nicht zu vernachlässigen, wenn künftige Informations- und Kommunikationsstrategien formuliert werden. Auch die Möglichkeit mit institutionellen Partnern zu
arbeiten sollte wo möglich berücksichtigt werden. Eine Kooperation mit Arbeitgebern und örtlichen Vereinen könnte in diesem Zusammenhang vielversprechend sein.
(Quelle: Studie des Centers for Security Studies, vgl. nebenstehender Download)